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Fachkräftemangel in der Heilerziehungspflege
von IWB Red.
Bewegende Diskussion am Ita Wegman Berufskolleg
Wuppertal, 07.04.2025 – "Dann werde ich wieder eingesperrt" – mit diesen eindringlichen Worten beschrieb eine Nutzerin des persönlichen Budgets die Folgen des Fachkräftemangels in der Heilerziehungspflege. Sie sprach im Rahmen einer Podiumsdiskussion am Ita Wegman Berufskolleg in Wuppertal, die den Abschluss der Aktionswoche #OhneFachkräfteKeineTeilhabe bildete.
Die Diskussionsrunde war prominent besetzt: Josef Neumann, Mitglied des Landtags, selbst ausgebildeter Heilerziehungspfleger und Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales, diskutierte gemeinsam mit zwei Studierenden des Berufskollegs, zwei Vertreterinnen des Heimbeirates der Iona Lebensgemeinschaften, einer Selbstvertreterin, Jörg Agricola (Pflege- und Lebensgemeinschaft Wuppertal), Michael Eckert-Köster (Troxler-Haus Wuppertal e.V.), Falk Terlinden (Lebenshilfe NRW) und Schulleiterin Sabine Faßbender.
Ziel war es, die Herausforderungen und Folgen des Fachkräftemangels sichtbar zu machen. Die Diskussion offenbarte eindrücklich, wie sehr der Fachkräftemangel die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen beeinflusst. Die Stimmen aus dem Heimbeirat und von Selbstvertreter*innen unterstrichen, wie wichtig konstante und gut ausgebildete Bezugspersonen für eine gelingende Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sind.
Auch die Perspektive der Studierenden kam zur Sprache. Sie berichteten über ihre Motivation für den Beruf, aber auch über die Belastungen, die durch den Personalmangel bereits während der Ausbildung entstehen. Eine Beiratsvertreterin betonte anerkennend: "Die Studierenden des Ita Wegman Berufskollegs schauen mich ganz anders an" – ein Hinweis auf die positive Wirkung einer empathischen und professionellen Ausbildung.
Einigkeit herrschte darüber, dass dem Fachkräftemangel nur mit mehr öffentlicher Sichtbarkeit und Wertschätzung des Berufs begegnet werden kann. Auch die Politik ist gefragt: Josef Neumann, der die Entwicklung der Eingliederungshilfe über Jahre hinweg begleitet hat, wurde konkret nach politischen Lösungsansätzen gefragt. Er machte deutlich, dass strukturelle Verbesserungen notwendig sind, um den Beruf attraktiver zu gestalten und langfristig mehr Menschen für diese wichtige Aufgabe zu gewinnen.
Aus Sicht der beiden anwesenden Geschäftsführer, Jörg Agricola und Michael Eckert-Köster, sind jedoch nicht nur politische Rahmenbedingungen entscheidend. Auch die Bedingungen innerhalb der Einrichtungen der Eingliederungshilfe tragen maßgeblich dazu bei, ob Menschen den spannenden und abwechslungsreichen Beruf des Heilerziehungspflegers ergreifen – und langfristig dabeibleiben. Der Umgang mit herausfordernden Situationen, mit Stress oder auch gesundheitserhaltende Maßnahmen müssten von Anfang an in einer guten Ausbildung vermittelt werden, so der Konsens.
Ein weiterer Punkt, der alle Teilnehmerinnen der Diskussion bewegte, war die Sorge, dass Inklusion und Teilhabe durch veränderte politische Mehrheiten in ihrer Zukunftsfähigkeit bedroht sein könnten. Es brauche ein starkes gesellschaftliches und politisches Bekenntnis zur Inklusion, um die Fortschritte der vergangenen Jahre zu sichern und weiter auszubauen.
Die Veranstaltung endete mit einem Appell an Politik, Gesellschaft und Ausbildungsträger: Nur gemeinsam kann der Weg aus dem Fachkräftemangel gefunden werden – für eine inklusive Gesellschaft, in der Teilhabe keine leere Worthülse bleibt.
Sabine Faßbender
